Es war ein Versuch. Nachdem wir, d.h. Stadtteilverein und punker die letzten Gemeinderatswahlen immer mit einer Podiumsdiskussion begleitet hatten, wollten wir dieses Mal etwas Neues ausprobieren.
Das Problem bei den Podiumsdiskussionen war, dass zwar der Saal des Roten Ochsen voll war, aber die Veranstaltung immer etwas dröge ablief. Der Job des Moderators bestand vor allen Dingen darin, auf die Uhr zu gucken und dafür zu sorgen, dass keiner der Kandidaten zu lange redet. Was die Kandidaten natürlich versuchten – verständlich in ihrer Situation, denn die Gelegenheit sich vorzustellen bietet sich nicht allzu oft. Und für viele Kandidierende ist die Kommunalwahl eine Persönlichkeitswahl, d.h. man hat nur eine Chance gewählt zu werden, wenn man angekreuzt oder sogar mit drei Stimmen versehen wird.
Nun wollten wir also etwas Neues probieren, ein sogenanntes speeddating, bei dem es kein Podium gibt, sondern die Kandidierenden einer Liste jeweils in einem Stuhlkreis sitzen, und sich den Fragen der Besucher stellen. Die kamen auch, die Fragen, nur mit den Besuchern haperte es ein wenig. Das Interesse war geringer als bei den Podiumsdiskussionen.
Trotzdem war die Veranstaltung ein Erfolg. In über 20 Jahren kommunalpolitische Arbeit habe ich es noch nie erlebt, das viele Menschen über zwei Stunden lang ohne Pause miteinander diskutieren. Ohne Moderation. Nirgends wurde es laut, kein Streit kam auf, die Diskussionskultur war eindrucksvoll.
Entsprechnd positiv fielen auch die Kommetare der besucher aus. Viele bedankten sich beim Weggehen für den spannenden und informativen Abend. Stellvertretend ein Zitat aus einer Mail, die uns heute erreichte:
„ich fand das profil super. hat spaß gemacht. brachte viel mehr licht auf die personen! den ein oder anderen haben wir zum straucheln gebracht und eine korrektur habe ich bei meinem wahlzettel vorgenommen. xxxx ist rausgeflogen. er hat aus mich einen desolaten, frustrierten und gelangweilten eindruck hinterlassen. die stimme hat jetzt herr xxx bekommen. der war echt klasse!”
Grund also, eine positive Bilanz zu ziehen. Allerdings darf man das nicht finanziell verstehen. Denn allein für die Halle mussten die Veranstalter über 200 € Miete zahlen. D.h. wir haben mit sehr hohem personellen ehrenamtlichen Aufwand eine Veranstaltung organisiert die für die Stadtgesellschaft sicher wichtig war – und mussten dafür zahlen. Es entstandenen Kosten, die auch durch den Verkauf von Getränken bei weitem nicht gedeckt waren.
Deshalb meinen wir: es muss eine neue Diskussion über die Bedeutung des Ehrenamts in unserer Stadt geführt werden. Es ist gut das ehrenamtliche Tätigkeit gewürdigt wird, zum Beispiel durch die Bürgermedaille. Aber wir wünschen uns u.a., dass für Veranstaltungen, die im allgemeinen Interesse stehen, städtische Räume kostenlos zur Verfügung stehen. Wir übernehmen schließlich in diesem Falle ehrenamtlich und unentgeltlich Aufgaben die für die Gemeinschaft wichtig sind und das sollte nicht auch noch finanziell bestraft werden.
Einen ausführlicheren Bericht zur Veranstaltung und weitere Fotos finden Sie auf der punker-Website!
Und der punker hat auch eine Zusammenfassung der Positionen der Kandidierenden!
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Kommentar von Alex Schestag |
Ich stimme dir bei deiner Forderung absolut zu. Solche Veranstaltungen sind für die Kommune ganz wichtig und sollten gemeinschaftlich getragen und nicht finanziell allein zu Lasten der Stadtteilvereine gehen. Mir hat die Veranstaltung übrigens supergut gefallen. Das Format ist viel besser als die üblichen Selbstdarstellungs-Shows alias Podiumsdiskussionen, weil es zu einem direkten Dialog mit den Menschen führt und Selbstdarstellung hier rein gar nichts bringt. Ich halte das für ein Format, das man auch während der Amtsperiode mit den Gemeinderäten aus dem Stadtteil mal wieder veranstalten könnte, damit die direkt erfahren, wo der Schuh drückt, oder sich auch mal direkt Fragen stellen müssen.
Kommentar von Michael Pfeiffer |
Lieber Stadtteilverein Rohrbach,
ich möchte mich, auch im Namen von Frauke Isenberg und der generation.hd herzlich für die Ausrichtung des speeddatings bedanken. Wir fanden es natürlich auch schade, dass nicht erhoffte Anzahl von Besuchern und Fragestellern dabei war. Trotzdem hat es uns sehr gut gefallen und der Vorteil dieser kleinen Runden war ja auch, dass man ein intensiveres Gespräch führen konnte. Wir haben uns in Rohrbach sehr wohl gefühlt.
Überrascht war ich, dass der der Stadtteilverein für diese Nutzung der Halle auch noch etwas bezahlen musste.
Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, dass wir uns bald mal wiedersehen.
Michael Pfeiffer