Rede von Heinz Kaltschmidt (OGWV)

Im Oktober letzten Jahres haben wir uns hier schon einmal zusammengefunden und ich habe in einem kurzen Abriss dargelegt, wie viel landwirtschaftliche Flächen Rohrbach in den letzten Jahrzehnten verloren hat.

Wahrscheinlich ist das vielen Heidelberger Bürgern gar nicht bewusst.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass die Fläche für die erwerbsmäßige Landwirtschaft, die einst mehrere hundert Hektar betrug und von den besten Böden in ganz Deutschland aufwies, auf ca. 50 ha Ackerland, 50 ha Weinberge und 10 ha Grünland geschrumpft ist.

Deshalb werden wir uns als Obst, Garten und Weinbauverein Heidelberg-Rohrbach dafür stark machen, dass von den verbliebenen Flächen so wenig wie möglich geopfert werden und nur, wenn es keine andere Lösung gibt – und diese gibt es!

Wenn wir mit der geplanten Straßenbahnabstellanlage beginnen, weshalb wir uns im Oktober hier versammelt haben:

Verwaltung und RNV präferieren die Fläche in Rohrbach Süd,  weil sie ökologisch nicht so wertvoll wäre und vor allem günstiger  als das ungenutzte Gleislager in Wieblingen.

Sie wundern sich? Wir haben uns auch gewundert.

Mittlerweile hat die Verwaltung klargestellt, dass sie nicht den Ist-Zustand verglichen hat, sondern einen P&R-Parkplatz für 400 PKW, der hier laut Bebauungsplan gebaut werden dürfte. Vergleicht man den Ist-Zustand, ist die Fläche in Rohrbach-Süd ökologisch natürlich um ein Vielfaches wertvoller. Aber das wird einfach unter den Tisch gekehrt! Der Erhalt des Gehölzstreifens hat für uns nur Alibi-Funktion: Welchen Nutzen hat eine Feldhecke ohne Feld für den Artenschutz?

Dass sich auf den Schotterfläche der Straßenbahnabstellanlage tagsüber die Amphibien tummeln, ist leider auch nur Wunschdenken. Es kommt auf das Umfeld an – den Biotopverbund – sonst wäre ja jeder Schottergarten ein Paradies für Amphibien.

Und was die Kosten betrifft: In Rohrbach Süd sind viele der zusätzlich anfallenden Kosten, für die erforderliche neue Busspur etc. noch überhaupt nicht einberechnet. Aber das macht nichts, das kann man ja einfach dem barrierefreien Ausbau der Haltestelle unterjubeln, dann bleibt die Straßenbahnabstellanlage hier günstiger.

Ärgerlich genug, dass man sich mit den Fakten in Rohrbach seit Oktober so wenig kritisch auseinandergesetzt hat. Aber mittlerweile gibt es weitere Hiobsbotschaften zu den landwirtschaftlichen Flächen in Rohrbach:

Die Planungen für eine Erdgasleitung, die 2004 für großen Aufruhr in Rohrbach gesorgt haben und die man eigentlich schon als begraben angesehen hat, liegen wieder auf dem Tisch. Sie würde von den wenigen verbliebenen Flächen in Rohrbach 36,5 ha verschlingen und unsere kleinparzellige Kulturlandschaft zerstören. Aber zu diesem Thema werde ich das Wort weitergeben an Philipp Clauer, der sich im Jahr 2004 und den Folgejahren wahrscheinlich intensiver damit auseinandergesetzt hat als jeder andere.

Und damit nicht genug:

Vor Kurzem wurden die Planungen für das Interkommunale Gewerbegebiet Heidelberg-Leimen vorgestellt, gegen das ja prinzipiell nichts einzuwenden ist. Schließlich handelt es hierbei quasi um ein Flächen-Recycling bereits genutzter Gewerbeflächen. Und der Oberbürgermeister hat bei der öffentlichen Informationsveranstaltung auf Nachfrage zugesagt, dass hierfür keine landwirtschaftlichen Flächen geopfert werden müssen. Auf dem Plan, der in der Rhein-Neckar-Zeitung abgebildet wurde, sieht das jedoch anders auch: Sowohl auf Rohrbacher als auch auf Kirchheimer Gemarkung sind Flächen einbezogen, die aktuell landwirtschaftlich genutzt werden und auch im Flächennutzungsplan für nichts anderes vorgesehen sind. Und es handelt sich gleich mal um mehrere Hektar.

All diese Flächenverluste können und wollen wir nicht einfach hinnehmen.

Die Felder und die Weinberge tragen einen großen Teil zur Stadtteilidentität und auch zur Lebensqualität in Rohrbach bei. Auch die Bewohner der Stadtteile Boxberg und Emmertsgrund identifizieren sich mit dieser Landschaft, und leben gerne „zwischen Wald und Reben“. Hier beginnt für viele Erholungsuchende die Einstiegspforte in das Landschaftsschutzgebiet Bergstraße, das von hier aus mit dem Wanderweg Wein und Kultur erlebbar wird. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diese Kulturgüter zu erhalten, damit die Menschen in unserer technisierten und hektischen Welt den so wichtigen Kontakt zur Landschaft nicht verlieren.

Naturschutz und Landschaftspflege mit den vielfältigen Funktionen in Artenschutz und Erholungsfürsorge für die Bürger basieren auf einer nachhaltig gesicherten Kulturlandschaft! Gerade an der strukturreichen Bergstraße dienen überdurchschnittlich viele Flächen dem Naturschutz und der Biotopvernetzung, wofür die Landwirtschaft Flächen bereitstellt, auf denen teilweise die Landwirte selbst, Artenschutzmaßnahmen umsetzen. Das Landschaftsbild ist an dieser wertvollen Nahtstelle zwischen Berg und Tal – zwischen Gewerbe, Landschaftserlebnis und Wohnen besonders sensibel. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass diese letzten wertvollen und für das Erscheinungsbild von gleich drei Stadtteilen prägenden Flächen erhalten bleiben und bitten auch die Politik inständig darum, dies bei ihren Entscheidungen zu bedenken!