Subba! Die Rohrbacher Kerwe 2025
Mein diesjähriger Bericht zur Kerwe ist Stückwerk. Denn leider sind die Zeiten vorbei, in denen ich drei Tage lang quasi pausenlos auf der Kerwe sein konnte. Und ich fürchte, das wird sich auch nicht mehr ändern. Deshalb verzeiht mir, dass ich nicht auf jedes Highlight unseres Festes eingehen kann.
Aber das wäre eh schwierig, denn die Rohrbacher Kerwe 2025 war ein einziges Highlight, eingerahmt wie immer von der Eröffnung am Rohrbacher Rathaus und dem feierlichen Abschluss mit der Schlumpel-Verbrennung auf dem Kerweplatz.
Dazwischen lagen, im zeitlichen wie im räumlichen Sinne, jede Menge Höhepunkte. Auftritte von tollen Bands, ein breites Kinderprogramm und vor allem eine unglaubliche Vielfalt von Kontakten und Gesprächen zwischen Menschen aller Altersgruppen, sozialen Schichten und Herkünften: Menschen aus Rohrbach, aus Heidelberg und sogar aus Kirchheim.
Wenn Wladimir Kaminer (in einem Interview in der RNZ am 7.9.2025) den Klebstoff, der Deutschland zusammenhält beschreibt, muss er die Rohrbacher Kerwe kennen!
… Ich glaube, dass gerade diese Vielfalt Deutschland zusammenhält. … Wenn es zwischen Sachsen, Rheinländern und Friesen keinen Unterschied geben würde, könnte dieses Land nicht existieren. Aber gerade dadurch, dass so unterschiedliche Kulturen neben- und miteinander leben, entsteht der Klebstoff, der Deutschland zusammenhält. Ein super interessantes Land!
Der Start der Kerwe am Alten Rathaus in Rohrbach war eine wettermäßige Punktlandung. Am Mittag hatte es noch wie aus Kübeln geschüttet, aber rechtzeitig zur Begrüßung durch den 2. Vorsitzenden des Stadtteilvereins, Christian Multerer, strahlt der Himmel im schönsten Blau. Wie immer hatten sich eine Menge Rohrbacherinnen und Rohrbacher eingefunden, um der Eröffnung beizuwohnen.
Und nicht nur die. Multerer konnte eine Vielzahl Gäste begrüßen, darunter die Stadtteilvereinskollegen aus Kirchheim, eine Menge Gemeinderätinnen und Gemeinderäte und nicht zuletzt die Kulturbürgermeisterin Martina Pfister, die das Grußwort der Stadt Heidelberg überbrachte.
In seiner Kerweredd kritisierte Konstantin Waldherr später zwar, dass der Heidelberger Oberbürgermeister Würzner seit seiner Wiederwahl im November 2022 nicht mehr den Weg nach Rohrbach gefunden habe. Wahrscheinlich, so Waldherr, liegt das an den leeren Kassen der Stadt und den gestiegenen Benzinkosten.
Der Eckart merkt´s awwer am meischde.
Sei Notlag` misse ma versteh´n:
(Er) kann sisch de Schbrit nooch Rohrbach nimmie leischde!
Hab´ en seit der Wahl hier nimmie g´seh´n.
Allerdings darf man sagen, dass Kulturbürgermeisterin Pfister die Stadt würdig und angenehm vertreten hat. Nicht nur, dass sie das Ehrenamt mit deutlichen Worten würdigte und dazu ihren (nicht vorhandenen Hut) zog, sie nannte die Stadtteilvereine „ein großes Geschenk für die Stadtgesellschaft” und rief dazu auf, Mitglied zu werden.
Nicht bei der Eröffnung anwesend war die einzige verbliebene Heidelberger Bundestagsabgeordnete, Franziska Brandner. Sie holte ihren Besuch allerdings am Samstagabend nach und nahm sich Zeit für einen Rundgang über die Kerwe und für Gespräche, nicht nur mit Fans ihrer Partei. Bei einer der letzten Kerwe-Eröffnungen war sie von einer Besucherin mit der Weinkönigin verwechselt worden. Angesichts der politischen Großwetterlage wäre das vielleicht sogar der angenehmere Job für Sie …
Aber wir haben ja schon eine Weinkönigin, Larissa Leonhard. Und diese begleitete wie immer die Eröffnung der Kerwe würdig und mit wohlgesetzten Worten.
Dann kam sie, die von allen erwartete und von manchen befürchtete Redd des Kerweborscht Konstantin Waldherr. Und wie jedes Jahr kritisierte Waldherr mit teils deutlichen Worten Missstände in unserer Gesellschaft im Allgemeinen und im Stadtteil im Besonderen. Wer in einer Redd auf die Schippe genommen wird, kann einem natürlich Leid tun. Aber wer nie erwähnt wird, ist wirklich ein armer Tropf.
Vor allem wandte sich Waldherr gegen eine Mentalität des Pinsens.
Iwwerall des Rumgepiense!
Im Lewe hott ma oft die Wahl:
Basst es so? Ja, nee, vielleischt!?
Ja, es isch manschmool ä Qual;
zufriede sei isch gar net leischt.
Doch dofiir sinn ma mindisch` Leit`,
ma iwwerlegt, dutt dann entscheide.
Erweist sisch´s dann als schlescht nooch oaner Zeit,
kann ma´s ännern odder muss halt drunner leide.
Es würde den Rahmen meines Berichts sprengen, auf alle Verse der Kerweredd einzugehen.
Aber ihr könnt sie wie immer nachlesen. Und zwar hier …
Solltet ihr des Kurpfälzischen nicht mächtig sein, fragt bitte nicht ChatGPT. Die KI ist nämlich zu blöd für unseren Dialekt. Frag also lieber einen von uns. Also einen, der Kurpfälzisch übersetzen kann.
Den Abschluss der Kerweeröffnung bildeten der Fassanstich, den Christine Boecker, die 2024 mit Max Gantert den Kälbles-Tanz gewonnen hatte, mit Bravour und ohne die Bühne oder Gäste unter Bier zu setzen meisterte. Und die Rohrbacher Schützen natürlich, die unüberhörbar sagten: Jetzt geht’s los.
In den nächsten zweieinhalb Tagen gab es wie gesagt jede Menge Highlights, tolle Musik, beste Bewirtung, viele Angebote für Kinder, für Junge, Ältere und Alter.
Und das alle wurde nur möglich, weil wieder mehr als 100 Ehrenamtliche viele hundert Stunden Arbeit leisteten. Es ist unglaublich, was freiwilliges Engagement bewirken kann, wenn es funktioniert und auch noch Spaß macht.
Den Abschluss der Kerwe bildete die traditionelle Verbrennung der Kerwe-Schlumpel. Diese wurde wie in den letzten Jahren von dem Wilden Keilern mit ihren Jagdhörnern begleitet. Aber nicht nur von diesen, dem Zug vom Alten Rathaus zum Kerweplatz folgten neben den Wein-Wasser-Weibern und den Vorsitzenden der Kerwevereine auch mehr als 200 Besucherinnen und Besuche der Kerwe. Sie alle einte die Freude über ein gelungenes, friedliches Fest, die Trauer über dessen Ende und die Hoffnung auf eine lebendige Kerwe 2026.
Impressionen von der Kerwe 2025
Fotos: Hans-Jürgen Fuchs und Konstantin Waldherr (ein Klick auf ein Bild öffnet eine vergrößerte Ansicht). Film: Hans-Jürgen Fuchs.